Die über 10'000 Mimik-Audrucksformen legen wir hier nicht aus. Wir beschränken uns auf die aus meiner Sicht offensichtlichen Merkmale. Körperlesen ist faszinierend komplex. Das
Kommunikationsverhalten ist unbestritten hilfreich, um andere besser verstehen zu können. Aber Achtung - wie in der verbalen Sprache gut bekannt, kann auch die nonverbale Sprache
fehlinterpretiert werden.
Ein Beispiel? Ich liebe es die Arme zu verschränken und dies auch wenn (oder gerade weil) es mir pudelwohl ist und obschon mein Interesse absolut präsent ist. Dies entgegen dem volksgültigen Wissen, dass dies Ablehnung oder Unsicherheit kommuniziert. Mein Lehrmeister (einer der alten Schule) hatte dies vielleicht deswegen so gehasst...
Wie gut harmoniert die Körperhaltung zu gesprochenen Worten und referenziert dadurch deren Richtigkeit? Eine Disharmonie zwischen Wort und Körper lässt auf Unsicherheit oder sogar Unwahrheit schliessen, zumindest sollte sie uns "stutzig" machen. Oft macht es das uns aus dem Bauch heraus. Dies bewusst wahrzunehmen erfordert viel Übung.
Die Spannung und Geschwindigkeit in einer Geste lässt auf den Gemütszustand schliessen. Ob solchen Gesten zu erfahren, ob sich der andere in einem Thema wohl
fühlt oder nicht, bringt uns einen Nutzen für den Erfolg des weiteren Gesprächsverlaufs.
Interessant auch die sogenannten Beruhigungsgesten, die oft auf eine Abwehrhaltung folgen. In einer Abwehr erstarren zuerst viele indem sie sich möglichst klein
machen und eben nicht bewegen. Sie fassen möglichst nichts an und bleiben unter dem Radar. Ist der erste Schock gebannt, kommen die Berührungen am Hals, dem Kinn, der Stirn oder an der Nase oder
auch das Reiben der Hände, um sich selber wieder zur Ruhe zu bringen. Diese Gesten können mitten in einer Unterhaltung auftauchen, wenn z.B. der Andere durch eine Aussage getroffen wird. Doch nun
ein paar spezifische Merkmale:
Unterhalb des Artikels findest du wertvolle Buchtipps, falls du tiefer in die Materie eintauchen möchtest;)
Der offene Blick offenbart uns Vertrauen, Zufriedenheit dass es dem gegenüber Gut geht. Erkennbar durch weit geöffnete Augen (nicht überweit, das wäre eher ein Erstaunen, Erschrecken, Angst usw.), grosse Pupillen und leicht erhöhte Augenbrauen.
Dagegen zeigen enge, fokussierte Pupillen, leicht geschlossene Lider und tiefe Augenbrauen eher ein Misstrauen, Konzentration oder Furcht. Interessant ist der Zeitpunkt, wenn sich der Blick verändert und wie er mit der übrigen Körpersprache harmoniert.
Die Blickrichtung offenbart das Interesse, denn die Energie folgt der Aufmerksamkeit und der visuelle Eindruck ist der stärkste von allen. Daher bewegt uns dieser am meisten in unseren Gedanken und Handlungen. Hilfestellung zum Entlarven einer Lüge (vom Gegenüber aus gesehen):
Das Vermeiden von Blickkontakt und verstärktes Blinzeln sind Indizien für eine erhöhte Nervosität und Unsicherheit.
Was ist eine Parallele von Verliebten und nach der Einnahme von bewusstseinserweiternden Drogen? Grosse Pupillen.
Diese Augenbewegungsmuster gelten in der Regel bei Rechtshändern.
Wieso man "Dicke Lippen küssen soll"? Vielleicht weil sie sympathisch, anziehend wirken? Zumindest strahlt es Offenheit aus, wenn die Lippen sowie der Mund locker gehalten werden. Es zeigt Gesprächsbereitschaft. Ein leicht offener Mund in dem die Zähne sichtbar sind, offenbart den Zugang zum Menschen.
Dagegen zusammengekniffene Lippen strahlen Abweisung aus oder lassen auf einen angespannten, schlechten Gemütszustand schliessen. Die Konzentration geht gegen Innen, vielleicht wird eine schlechte Erfahrung verarbeitet.
Ein paar Zeichen:
Sichtbare Handflächen, bestenfalls auf Rumpf- oder sogar Herz-Höhe vermitteln Offenheit, Vertrauen und Gesprächsbereitschaft. Ausgebreitete Arme wirken einladend und zugänglich.
Versteckte oder sogar geballte Hände zeigen Unsicherheit oder wirken bedrohlich. Versteckte Hände (hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen wirken abweisend und so, als ob es etwas zu verstecken gibt.
Ein paar Interpretationen:
Die lebhafte, ausladende Gestik auf Herzhöhe deutet nach Selbstvertrauen einer kommunikativen Persönlichkeit. Wohingegen die Gestik unterhalb des Rumpfes abweisend, unsicher oder aggressiv wirkt.
Je grösser die Entfernung zum (kontrollierenden) Kopf, desto ehrlicher die Nonverbale Kommunikation? Ganz genau, auch ein Fuss kann sprechen!
Unruhige oder zapplige Füsse, wie wir sie gut von Kindern kennen, drücken Nervosität und häufig die überschwappende Freude aus. Vor allem dann, wenn urplötzlich Bewegung rein kommt. Das unterscheidet sich dann auch vom Spannungsabbau durch regelmässiges Wippen von uns gut bekannten Besprechungsteilnehmern unter dem Sitzungstisch.
Ein paar Deutungen:
Die verschiedenen Distanzzonen offenbaren die gefühlsmässige Nähe zu einem anderen Menschen:
In der persönlichen Distanz und natürlich der Intimen Distanz ist es erst möglich einen Anderen zu Berühren. Auch unter engen Freunden ist es in der Regel im europäischen Raum so, dass wenig Berührungen als angenehm empfunden werden. Das können Umarmungen oder Berührungen am Oberarm des Anderen sein.
Das von gewissen Chefs beliebte Schulterklopfen zeugt meistens von einer Handlung einer Autoritätsperson zum "Kleineren". In der Gegenrichtung ist dies sehr selten und nicht geschätzt. Falsch eingesetzt, kann dieses somit als herabstufend erlebt werden.
In arabischen Ländern sieht man heute noch, dass sich Männer beim Gehen die Hand halten. Eine Geste, die man(n) sich in Europa fast nicht vorstellen kann. Ebenso der Hongi - der Nasengruss - wie in die Maori in Neuseeland pflegen.
Auch die Dauer einer Berührung zeugt von der Nähe und Tiefe einer Beziehung. Je länger sie dauert umso mehr Intimität kann hinein interpretiert werden. Erfährt man von einem Menschen gerade einen Schicksalsschlag und spürt Empathie, dann ist z.B. die längere Umarmung wahrscheinlich als angenehm empfunden.